Einblicke in die Fassade
Wärmedämmung erweist sich als dauerhaft gebrauchstauglich
Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) haben sich seit Jahrzehnten bewährt. Viele Nutzer interessiert daher, wie lange ein WDVS funktionstüchtig ist. Das Dr. Robert-Murjahn-Institut (RMI) aus dem südhessischen Ober-Ramstadt hat deshalb Ende Oktober 2013 die Chance genutzt und die Fassade eines Drei-Liter-Hauses in Ludwigshafen unter die Lupe genommen. Im Rahmen einer Untersuchung wurde geprüft, ob das WDVS auch nach 13 Jahren noch sämtlichen technisch-funktionalen Anforderungen genügt; und damit seiner Hauptaufgabe, Energie zu sparen, noch uneingeschränkt gerecht wird.
Die dazu definierte Vorgehensweise bestand darin, die Fassade an ausgewählten Stellen zu öffnen. „Dabei wurde untersucht, ob zum Beispiel Risse, Verfärbungen, Ablösungen der Putzschicht, Wärmeleitfähigkeit der Dämmplatten sowie Feuchtigkeit und andere sichtbare Veränderungen aufgetreten sind“, berichtet Prüftechniker Michael Vonrhein vom RMI, der vom Resultat der Untersuchungen sichtlich beeindruckt ist. „Trotz der langen Standzeit gab es keine nennenswerten Beanstandungen. Die dauerhafte Funktionalität wurde uneingeschränkt bestätigt.“
WDVS: das am meisten geprüfte Bauprodukt
Für Oliver Berg, Leiter des Bereichs Fassaden- und Dämmtechnik bei Caparol, ist das positive Endergebnis der Analyse keine Überraschung: „WDVS sind sehr tolerant und in Bezug auf die dauerhafte Funktionalität das am meisten geprüfte Bauprodukt in Deutschland.“ Laut Fraunhofer-Institut für Bauphysik zeigen WDVS deutlich weniger Schäden im Vergleich zu klassischen Putzfassaden – bei gleichem Wartungsaufwand.
Das bestätigt auch ein Forschungsbericht der TU Berlin, aus dem hervorgeht, dass sich Fassadendämmung bei anstehenden energetischen Sanierungen hervorragend zur Risssanierung eignet sowie den Witterungs- und Schlagregenschutz deutlich verbessert. Somit leisten WDVS einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Bausubstanz und damit zum Werterhalt des Gebäudes.
Das untersuchte Neunfamilien-Wohnhaus wurde bereits in den 1930er Jahren erbaut und 2001 mit einem Wärmedämm-Verbundsystem energetisch saniert. Erstmals kamen als Herzstück des Systems graue Dämmstoffplatten der Wärmeleitgruppe 035 zum Einsatz, die mit 20 Zentimeter Dicke den wesentlichen Beitrag für die energetische Meisterleistung „Drei-Liter-Haus“ sicherten. Das Capatect-WDVS von Caparol besteht zudem aus hochwertigen mineralischen Klebe- und Armierungsmörteln. Bei dem Pilotprojekt war weiterhin eine Grundierung zwischen Unter- und Oberputz gefragt, der als Haftvermittler diente. Als Endbeschichtung fungierte ein eingefärbter organisch-gebundener Oberputz.
Zur Untersuchung im Einzelnen
Bei den Kernbohrungen an mehreren Öffnungsstellen des Drei-Liter-Hauses konnte keine Feuchtigkeit innerhalb des WDVS festgestellt werden. Die Putz- und Dämmstoffproben wurden anschließend luftdicht verpackt, um einem Austreten von Feuchtigkeit entgegen zu wirken. Zudem entnahmen die Prüftechniker auf einer Gerüstebene komplette EPS-Platten, um deren aktuelle Wärmeleitfähigkeit gleichfalls im Labor zu messen. Das Resultat lag mit 32,06 mW/(m*K) weit unter den Anforderungen, die gemäß der DIN V 4108-4 heute an die Klasse 034 gestellt werden. Der Bemessungsgrenzwert ist mit 32,8 mW/(m*K) definiert. Die ermittelten Haftzugfestigkeitswerte zwischen Klebemörtel und Dämmplatte lagen durchschnittlich 70 Prozent, zwischen Platte und Armierungsmasse sogar mehr als 100 Prozent über der Anforderung. Der Mindestwert für die Haftzugfestigkeit zwischen Untergrund und Kleber, Kleber und Wärmedämmstoff sowie Unterputz und Dämmstoff beträgt nach der „Leitlinie für Europäisch Technische Zulassungen für außenseitige Wärmedämm-Verbundsysteme mit Putzschichten“ 0,08 N/mm².
Der gemessene Feuchtegehalt der entnommenen Klebe- und Armierungsmörtel befand sich innerhalb des Bereichs der „normalen“ Ausgleichsfeuchte für Armierungsmassen bei WDVS. Dieser Wert ist umso bemerkenswerter, da er trotz der vorherrschenden klimatischen Rahmenbedingungen bei Probeentnahme in dieser witterungsreichen Jahreszeit nicht über den Werten liegt, die normalerweise unter stationären Rahmenbedingungen im Labor ermittelt werden.
Fazit
Die hier vorgenommene Prüfung eines Wärmedämm-Verbundsystems ist Voraussetzung für verlässliche Aussagen. Pauschale Urteile und Bewertungen von WDVS werden in aller Regel ohne ausreichende Kenntnis vorgenommen. Die hier in der Studie ermittelten fundierten Resultate lassen hingegen eine objektive Betrachtung zu. Sie zeigen, dass die „Lebensdauer“ von WDVS bezüglich ihrer technischen Funktionstüchtigkeit auch nach vielen Jahren der Nutzung immer noch uneingeschränkt gegeben ist.
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